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Geschichte und Geschichten - Beiträge zur Döbelner Geschichte

Veröffentlichung des folgenden Beitrags mit freundlicher Genehmigung von:

www.doebeln-entdecken.de

Geschichte der Kinos in Döbeln

     Die Döbelner Kinogeschichte feierte 1998 ein Jubiläum. Vor 100 Jahren - am 6. Januar 1898 - gab es die erste kinematografische Vorführung im Gasthof Zschackwitz, die alle acht Wochen von der Edison-Gesellschaft dargeboten werden sollte. Dies  war ein Novum in Döbeln, denn der Kinematograf wurde nicht mit Gaslicht, sondern mit elektrischem Strom betrieben.
     Zu dieser Zeit hatte Döbeln keinen Strom. Um die Elektrizität vor Ort zu erzeugen, errichtete der pfiffige Wirt eine Windturbine, die, gekoppelt mit einem Dynamo, Elektroenergie erzeugte. Ab 1905 wurde die Stadt mit Elektrizität versorgt, nun konnte auch in der "windstillen" Innenstadt ein Kino entstehen. 1907 eröffnete in dem Hause Obermarkt 20 der erste "Kinosalon". Das Geschäft blühte. Schon 1911 kam in der Ritterstraße Nr. 6 das Lichtspielhaus "Colloseum" dazu, das vermutlich 1919 "Schauburg-Lichtspiele" und noch später "Union-Lichtspiele" hieß. In kleinerem Rahmen zeigte man Filme in der Fronstraße in Meyers Hof.
     Das dritte Kino, das "Central - Theater" entstand 1912 in der Bahnhofstraße. Es verfügte zuerst über 364 Plätze und wurde 1923 durch Umbau auf 534 Sitzplätze erweitert. Die Bürger hatten noch mehr Bedarf.
     Im ausgebauten Casinosaal des Hotels "Goldene Sonne" eröffnete 1929 das "Metropol - Theater". Die ersten Filme, meist nur 15 Meter lang, konnten nur kurze Episoden zeigen. Davon gab es mehrere je Vorstellung. Verzögerungen gab es durch Pannen wie Filmriss oder Stromausfall - das Publikum blieb stets geduldig.
     Die Filmqualität ließ die Darsteller ungelenk und hastig wirken. Renner waren die Filme mit Charlie Chaplin. Spätere Filme boten geschlossene Handlungen, deren Inhalt von Erzählern während der Vorstellung erläutert wurde, es waren ja Stummfilme!
     Mit der Einführung von Untertiteln endete die Ära des filmbegleitenden Erzählers, dafür gab es dann Musikbegleitung der Vorführung durch einen Klavierspieler, dem sich manchmal ein Geiger zugesellte. Der Tonfilm verdrängte ab 1930 den Stummfilm, es begann eine neue Blütezeit. Immer mehr Kinoplätze wurden verlangt.
     Am 27. August 1937 begrüßte Herr Max Kirchberg im Namen des Besitzers Wilhelm Wortmann die Gäste zur feierlichen Eröffnung des von A. Wenzel erbauten Lichtspielhauses "Capitol". Gegenüber dem Stadt-Theater errichtet, bot das "Capitol" 651 Sitzplätze.
     Doch die Konkurrenz schlief nicht. Am 27. Oktober 1937, nach nur 7-wöchigem Umbau nach Plänen von Architekt W. Retzlaff und der Ausstattung mit Reliefplastiken von Otto Rost, Dresden, konnte das "Central-Theater" mit nunmehr 578 Plätzen von Robert Gashamas in Betrieb genommen werden. Über der Bühne der verheißungsvolle Schriftzug: "Die Kunst dem Volke".
     Auch die Filmtechnik selber entwickelte sich weiter. Am 10. Juli 1942 lief der erste deutsche Farbfilm- mit dem Titel "Frauen sind doch bessere Diplomaten" hier an. Die Döbelner füllten die vier Kinos weiter nach ihren Wünschen. Ob amerikanische Streifen mit "Pat und Patachon", "Tom Mix", Krimi, Lustspiel oder Geschichte, für jeden Geschmack gab es Angebote und die Häuser waren gut besucht.
     Im Jahr 1960 kam die Freilichtbühne im Bürgergarten zum Angebot hinzu. Mit den Cinemascope-Filmen (Breitwand) wurden die bisherigen Leinwände zu klein. Ein Ausweg war, größere Bühnen einzurichten und dafür das Platzangebot zu reduzieren. Das "Central" ging 1960 von 578 auf 462 und das "Capitol" von 651 auf 480 Plätze zurück.
     Mit der Entwicklung des Fernsehens entstanden immer mehr "Heimkinos" - die Besucherzahl in den Filmtheatern sank. Während das "Union-Theater" schon im Krieg schloss, kam das Ende für das "Metropol" 1963. In den 90iger Jahren schlossen zunächst auch die beiden noch verbliebenen Häuser. Das "Capitol" öffnete wieder und hat in der Jugend eine Stammkundschaft.
     Heute deutet sich dank exzellenter Technik eine Renaissance der Filmtheater an. Seit dem 10. Dezember 1998 besitzt Döbeln solch ein modernes Kino. Sein Name ist "CID", eine Abkürzung für "Cinema in Döbeln". Gleich neben dem in Rekonstruktion befindlichen "Volkshaus", früher "Schützenhaus", entstand in kurzer Bauzeit ein modernes Kino. Dieses Haus, dessen Name und Architektur der heutigen Zeit geschuldet sind, bietet in vier Sälen insgesamt 625 Sitzplätze.
Im "CID" erleben Filmfreunde alle Deutschlandpremieren, die zeitgleich in Berlin, München oder Leipzig stattfinden. Dies nicht nur für das Döbelner Publikum, der Investor denkt bei der zentralen Lage von Döbeln in Sachsen an ein weites Einzugsgebiet. Für Döbeln ist es eine wesentliche kulturelle Bereicherung und trägt als neuer Anziehungspunkt zur Belebung der Stadt bei.

Werner Braun
"Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
Mitgliederinformation Nr. 16
Mai 1999