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Geschichte und Geschichten - Beiträge zur Döbelner Geschichte

Paul Salveter
02.10.1875 – 28.10.1939

ein Waldheimer Künstler der Tierpräparation und Schöpfer der großen Vogelausstellung im Döbelner Wappenhenschstift, im Jahre 1924, dem ehemaligen Döbelner Stadtmuseum

(von Siegfried Reimer)

Paul Salveter

    Mit dem Zitat von J.W. Goethe „Es ist immer gut, etwas zu wissen“ beginnt der Döbelner Augenarzt Dr. Martin Handmann seinen Beitrag mit dem Titel „Ein Gang durch die Salvetersche Vogelsammlung im Wappenhenschstift“ im „Döbelner Erzähler“ Nr. 7 vom 16. Januar 1924, einer Beilage des Döbelner Anzeigers. Zwei weitere Beiträge mit gleichem Titel, aber von einem anderen Autor, nämlich Studienrat Dr. Reinhold Herrmann, folgen am 23. Februar und 8. März des gleichen Jahres. In allen drei Folgen werden die über 450 ausgestopften Vögel und einige heimische Säugetiere, welche der Waldheimer Friedhofsinspektor Paul Salveter in einer uneigennützigen und unentgeltlichen Weise dem Döbelner Wappenhenschmuseum als Leihgabe zur Verfügung gestellt hatte, vorgestellt. Eine solch umfangreiche Sammlung, darunter auch viele Exoten aus anderen Erdteilen, deren Wert kaum abzuschätzen war und den sich nur reich begüterte Herrenhäuser und ähnlich wohlhabende Leute leisten konnten, lässt den zu Beginn zitierten Spruch „Es ist immer gut, etwas zu wissen“ höchst interessant zur Frage nach der Person Paul Salveter und seinen Tierpräparationen erscheinen. Anlässlich seines 70.Todestages am 28.Oktober 2009 soll mit dem nachfolgenden Lebensbild ein Waldheimer Bürger gewürdigt werden, welcher ohne große Öffentlichkeitserscheinung sich zu einem der besten Tier- präparationskünstler zu Beginn des 20.Jahrhunderts in Sachsen entwickelt hatte, weithin im Sachsenlande bekannt war und mit wissenschaftlichen Fachexperten Kontakt pflegte.
    Aufmerksam auf die Person Paul Salveter wurde 1997 der Leipziger Lehrer Herr Günter

Erdmann. Er ist Mitglied im Ornithologischen Verein zu Leipzig und hatte bei Recherchen  über naturkundlich regionale Publikationen im Naturkundemuseum Leipzig die drei Beiträge über die Salvetersche Vogelsammlung im „Döbelner Erzähler“, gefunden. Fast zur gleichen Zeit entdeckte er in der Kleingartenanlage „Am Kärrner Weg“, in Leipzig Stötteritz, in deren Vogelschutzlehrstätte fünf Vogelpräparate (ausgestopfte Vögel). Es waren Auerhahn, Trauerente, Mittelsäger, Kampfläufer und Rotschenkel. Diese soll die Lehrstätte aus Döbeln von einer Schule bekommen haben. Deren Bezeichnungen und Sockelaufschriften mit den Nummerierungen der einzelnen Arten deuteten darauf hin, dass sie aus Döbeln stammten und Paul Salveter zuzuordnen waren. Wie diese dorthin gekommen waren, konnte bis heute nicht geklärt werden. Zwischenzeitlich wurden sie zudem noch bei einem Einbruch gestohlen und bleiben damit wohl für immer verschwunden. Da diese rund 450 Exponate umfassende Sammlung für den Vogelexperten aus Leipzig etwas einmalig wertvolles war und großes Interesse bestand, mehr ber die Sammlung und vor allem über den Präparator zu erfahren, bat er seinen damaligen und noch heutigen naturkundlichen Mitstreiter, Herrn Siegfried Reimer aus Döbeln, um Hilfe zur Lösung dieser Aufgabe. Herr Erdmann hatte eine angemessene Würdigung dieser Sammlung und der Person Paul Salveter in einer naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift im Sinn. Recherchen im Döbelner Museum und Stadtarchiv brachten keine Ergebnisse. Befragungen von älteren Döbelner Heimatforschern ergaben nur unsichere Informationen. So soll das gesamte Inventar des Wappenhenschmuseums beim Umzug der russischen Truppen vom Döbelner Rathaus in das Gebäude des Wappenhenschstiftes, wo das Museum untergebracht war, auf die Straße geworfen und als Müll abtransportiert worden sein. Andere berichten, dass ein Teil auch in Kisten verpackt, an Schulen, wie die Grundschule in Großbauchlitz oder das Lessing-Gymnasium-Döbeln, auf die Burgen Kriebstein und Leisnig sowie in die Keller eines großen Bauerngutes in Mischütz bei Döbeln gebracht worden sein.
    Dass ein Teil der Ausstellungsstücke auch in Privathand geraten ist, davon kann mit großer Wahrscheinlichkeit ausgegangen werden. Das Ergebnis war, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sich niemand mit den musealen Gegenständen befasst hatte und daher kaum konkrete Aussagen zur Sache machen konnte. Paul Salveters großzügige und wertvolle Leihgabe an das Döbelner Wappenhenschmuseum war damit für seinen Eigentümer zu einer Leihgabe ohne Wiederkehr geworden. Nachforschungen zum Schöpfer dieser Sammlung, hatten inzwischen durch dankbare Unterstützung von Frau Sabine Meyer vom Kulturamt der Stadt Waldheim ergeben, dass die Familie Salveter eine Tochter hatte, die später verheiratet Erber hieß. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor. Zum einen Herr Albrecht Erber, der bis zu seinen Tod am 31.12. 2002 in Leipzig mit seiner Lebensgefährtin wohnte. Von ihm waren keine Informationen über seinen Großvater in Erfahrung zu bringen. Der zweite Enkel, Herr Johannes Erber (79), heute noch wohnhaft in Waltenhofen bei Kempten im Allgäu war es dann aber, welcher bei einem Treffen mit dem ehemaligen Waldheimer Bürgermeister Herrn Karl-Heinz Teichert, Auskunft über das Leben seines Großvaters gab. Da er aber bei dessen Tod erst neun Jahre alt war, kannte er natürlich nicht alle Einzelheiten aus dessen Leben. Trotzdem konnte er über vieles interessante berichten und Unterlagen aus dem vorhandenen Nachlass zur Verfügung stellen. Demnach wurde Paul  Robert  Friedrich  Salveter, ehemaliger  Friedhofsinspektor, früher  auch  Totenbettmeister  genannt, am 2.Oktober 1875 in Stolp in Pommern als Sohn eines Tapezierers geboren. Bereits 1901 muss er in Waldheim gewohnt haben. Er hatte Gärtner gelernt und verdiente sein Geld zu dieser Zeit bei der Firma Bernhardt in Fischendorf bei Leisnig. Danach arbeitete er als Schuhfabrikarbeiter in Waldheim. Am 15.Mrz 1900 erteilte ihm sein Vater die Erlaubnis, Frau Anna Lina geb. Schmid aus Waldheim zu heiraten (verstorben am 17. Mai 1948). Aus dieser Ehe ging eine einzige Tochter Else hervor, die später verheiratet Erber hieß und aus deren Ehe die beiden Enkel Albrecht und Johannes stammen. Gewohnt hatte die Familie Salveter in der Waldheimer Turmstraße Nr.3 im ersten Stock. Im Dachgeschoss hatte er eine Bodenkammer und im Erdgeschoss noch drei Räume gemietet. Zwei waren  für  Ausstellungen  gedacht und  ein Raum war die Werkstatt für seine Tierkörperpräparatio-
nen. 1906 wurde er bei der Waldheimer Kirche angestellt. In den 1920er Jahren legte er zusammen mit dem bekannten Waldheimer Pfarrer Würffel den „neuen“ Waldheimer Friedhof an. Im unteren Teil, der ja zu Beginn noch nicht als solcher genutzt wurde, hatte er einen kleinen Garten, dort züchtete er Blumen u.a. auch Dahlien. Auf dem Kompost gediehen Gurken, die die Oma immer einlegen musste, berichtete der Enkel. Einmal abends hatte er seine Frau an die Hand genommen und sie zum nahe gelegenen neuen Friedhof geführt. Hier will ich begraben sein, wenn ich einmal sterbe, hatte er gesagt und dabei auf die Stelle gezeigt, an welcher er auch später bestattet wurde. Heute liegen an der von ihm damals ausgesuchten Stelle noch seine Tochter mit Ehemann und der Bruder von Johannes Erber. Paul Salveter war ein sehr geselliger aber auch ruheloser Mensch. Trotzdem war eines seiner Lieblingsbeschäftigungen das Lesen. Durch sein zielstrebiges Literaturstudium hat er sich die Voraussetzungen für seine Kunst der Tierpräparationen geschaffen. Neben der Anatomie der Tiere musste er sich chirurgische Fertigkeiten aneignen, das Verhalten der Tiere studieren, und wichtige Kenntnisse im Umgang mit Chemikalien wie Formalin, Alkohol und Säuren erlernen. Schließlich sollten seine Tierpräparate als Lehr- und Ausstellungsstücke verwendet werden und der Nachwelt lange erhalten bleiben. Die notwendigen Produkte bezog er meistens vom damaligen Besitzer der Waldheimer Mohrendrogerie, Herrn Gauer, mit dem er befreundet war.

    In Urlaub fuhr er meistens alleine, bevorzugt ins Erzgebirge und in das Vogtland. Dort pflegte er viele Verbindungen zu Förstern und Jägern. Von ihnen erhielt er sicherlich Aufträge zur Präparation einheimischer Tiere. Namentlich bekannt wurde seine Verbindung zum Förster Schubert in Morgenröthe/Rautenkranz. Wenn er unterwegs war, vertrat ihn seine Frau auf dem Friedhof. Im nahen Umfeld war er mit dem Gärtnermeister Lübeck aus Kriebethal, dem Lehrer Meissener aus Reichenbach, dem Oberlehrer Pfeifer und dem Lehrer Gustav Schäfer aus der Auestraße, der nebenbei noch Jäger war und bei ihm sich viele Tiere wie Vögel, Füchse und Dachse ausstopfen ließ, befreundet. Auch beim Massaneier Förster Bortes war er oft zu Gast. Eine ganz besondere Beziehung hatte er zu Dr. Günther Niethammer, dem achten von neun Kindern des Papierfabrikanten Konrad Niethammer aus Kriebethal. Diesem, der von 1968-1973 Präsident der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft war und unter anderem das mehrbändige Standardwerk „Handbuch der deutschen Vogelkunde“ herausbrachte, hatte er nicht nur in die Geheimnisse der Tierpräparation eingeweiht, sondern bereits vorher eine ganze Anzahl von Präparaten auch von heimischen Säugetieren gefertigt. In den Mitteilungen des Vereins Sächsischer Ornithologen von 1927 wird er als Mitglied des Vereins geführt. In der Beilage zu Heft 8 von 1929 wird er aber als gestrichen angegeben. Wichtig für ihn scheint sein Kontakt zu dem Nestor der sächsischen Vogelwelt Sachsen mit dem Titel „Die Vögel des Landes Sachsen“ Dr. h. c. Richard Heyder aus Oederan gewesen zu sein. Seine Zuarbeiten über Vogelbeobachtungen und seine Tierpräparationskunst veranlassten Richard Heyder im “Journal

Paul Salveter

 Paul Salveter in seiner Bibliothek

für Ornithologie von 1922 Band 70, Nachträge zur Ornis Saxonica“ über die Salvetersche Kollektion in Waldheim, die einen großen Teil der  dort heimischen Vögel enthält, zu den Worten, dass der Besitzer Herr Salveter aus Stolp in Pommern stammend, als Knabe dort die große Vogelsammlung Eugen Ferdinand von Homeyer kennen gelernt hatte, welche auf ihn einen so nachhaltigen Eindruck machte und er beschloss, sich selbst eine anzulegen. Diese brachte er auf eine für seine Verhältnisse beachtenswerte Höhe. Mit dieser Darstellung von Dr. R. Heyder ist auch die Frage geklärt, woher das Interesse von Paul Salveter, Vögel und andere Tiere auszustopfen bzw. zu präparieren, stammt. In einen anderen Beitrag schrieb Richard Heyder, dass bei einem Besuch in Waldheim ihm Paul Salveter einige seltene Hochseevögel seiner privaten Vogelsammlung zeigte. Diese hatte er während seiner mehrmonatigen Dienstzeit im ersten Weltkrieg, bei der militärischen Inselbesetzung Borkums zum präparieren gesammelt. In der Bibliothek des Vereins Sächsischer Ornithologen, im Nachlass von Dr. R. Heyder, fand sich die nachfolgende Postkarte vom 23.01.1911, welche auch Information über Salveters Schaffen enthält.

Der Inhalt der Karte (versuchte Originalabschrift) ist folgender:

Sehr geehrter Herr Heider!
Ihren lieben Brief habe ich erhalten und will ihnen gerne zu Diensten stehen, mach es sein was es will, falls ich sollte Beobachtungen machen, die für Sie von Interesse sind so werde ich Ihnen Mitteilungen darüber machen. Nun frugen Sie an wegen dem Eissturmvogel. Sämtliche 5 habe ich ausgestopft. 3 davon waren lebend in meinen Besitz gekommen. 2 hatten die Kameraden am Strand verendet gefunden. Die Jahreszeit war September und Oktober. Das eine Exemplar hatte ich noch für mich ausgestopft wenn es Sie noch von Interesse sei wegen dem Basstölpel so ist einer geschossen und einer angeschwemmt. Nun die Sache mit dem Steinschmätzer und die Sturmschwalbe sind folgende. Die Maße des Steinschmätzers sind 100 mm, gefunden am 27. August 1908 die der Sturmschwalbe 113 mm. Kleinschmidt gibt folgende maße am Flügel 8,9 bis 9,9 cm. Hoffentlich werden Sie damit zufrieden sein. Es sollte mich freuen Näheres darüber zu erfahren und danke im voraus für Zusendung Ihres werten Abzuges.
Auf gesundes Wiedersehen zeichnet mit aller Dankbarkeit

Ihr Paul Salveter

Der Inhalt der Karte zeigt nicht nur die intensive Zusammenarbeit mit Dr. Richard Heyder, sondern gewährt auch einen Einblick in die so oft gestellte Frage,wie Paul Salveter zu den vielen Vögeln und anderen Tieren kam, die er in seiner Werkstatt ausstopfte bzw. präparierte und sicher dann auch veräußerte. Dass Paul Salveter außer Vögel auch andere Tiere ausstopfte wurde bereits festgestellt. Als er aber auch einmal ein Krokodil in seiner Werkstatt hatte, war sein Enkel dann aber doch sehr beeindruckt. Für die vom „Verein für Naturfreunde mit Sektion Vogelschutz zu Döbeln“ 1927 herausgegebene Schrift „Die Vogelarten des Bezirkes der Städte Döbeln, Waldheim und Roßwein“ zusammengestellt von Studienrat Dr. Reinhold Herrmann aus Döbeln, stellte er seine Beobachtungsergebnisse über die Vogelwelt der Waldheimer Umgebung zur Verfügung. Neben Döbeln gab es natürlich auch im neuen Waldheimer Rathaus im 2. Stock eine Vogelausstellung mit Präparaten von Paul Salveter. Nach dem Waldheimer Studienrat i.R. Neyer stand auf dem Schulboden ein zweitüriger Schrank, der voll mit ausgestopften Vögeln war. Da waren auf jeden Fall auch welche von Paul Salveter dabei. Die Präparate fanden bei den Schülern großes Interesse und waren nicht selten Anregung zu eigenen Naturbeobachtungen. Irgendwann einmal seien diese dann aber an Kinder verschenkt worden. Sein Bekanntschaftsgrad und seine fachliche Anerkennung weit über die Grenzen Waldheims hinaus, hat er sich interessanterweise nicht in seinem Beruf als  Friedhofsinspektor bzw. Totenbettmeister, sondern durch sein ruheloses, zielstrebiges und fleißiges Schaffen sowie seiner Kontaktfreudigkeit mit Gleichgesinnten in seiner Freizeit und mit seiner Vielzahl von Hobbys erworben. Wer die drei Veröffentlichungen im Döbelner Erzähler aufmerksam liest, wird feststellen, dass in der Döbelner Ausstellung unter den ausgestellten 450 Präparaten auch ca.90 Exoten waren. Das heißt nicht nur heimische Vogelarten waren dabei. Woher hatte er diese Vögel aus aller Welt? Den Weißkopfgeier aus Südamerika und die dort lebenden seltenen Spechte. Den Pelikan, Kronenkranich und die Webervögel aus Ostafrika oder die vielen Meeres- und Hochseevögel, um nur einige Beispiele zu nennen. Um an solche Vögel bzw. deren Bälge zu gelangen, muss man gute Gewährsleute unter wissenschaftlichen Experten kennen und gute Beziehungen zu ihnen haben. Selbst musste man ein ausgezeichnetes und anerkanntes Fachwissen besitzen. Die Tiere mussten ja so naturgetreu nach dem Verhalten in ihrer heimatlichen Natur nachgebildet werden. Sehr fleißig und gefragt scheint Paul Salveter gewesen zu sein. Denn neben seiner Privatausstellung in seiner Wohnung in der Waldheimer Turmstraße und der großen Ausstellung in Döbeln, hatte er noch in Waldheim einige kleine. Dazu kamen die vielen Privatinteressenten die er bediente. Wie hoch die Gesamtzahl seiner angefertigten Tierpräparate war, ist heute nicht mehr feststellbar.
    Das er sich aber auch rege am städtischen gesellschaftlichen Leben beteiligte, davon zeugt sein persönlicher Triumph als Waldheimer Schützenknig. Prächtig war sein Haus geschmückt, als beim Festumzug der Aufmarsch der halben Stadt mit Musikkapellen, traditionell gekleideten Schützen, vielen Pferden, einer Kanone und Sänfte an sein Haus in der Turmstraße vorbeizog. Nur Oma hat manchmal gejammert, denn das ganze kostete ja damals ein Vermögen, erzählte der Enkel. Ganze 38 Jahre war er bei der Waldheimer Feuerwehr. Ihr hat er im Dezember 1932 ein von ihm eigenhändig geschnitztes Wappen übergeben. Im gleichen Jahr war er zum Ehrenmitglied der Waldheimer Feuerwehr berufen worden.
    Am 28.10.1939 verstarb Paul Salveter in Waldheim. Im Nachruf  der Freiwilligen Feuerwehr Waldheim vom 3. November steht, dass Paul Salveter am 1.November zur letzten Ruhe begleitet wurde. Er wurde seinem Wunsch entsprechend auf den von ihm entworfenen neuen Friedhof genau an der Stelle begraben, welche er sich zu Lebzeiten ausgesucht hatte.
    Manches aus seinem Leben, besonders zu seiner umfangreichen Ttigkeit als Tierpräparator, seine Vielzahl an Kontakten zu Fachexperten die er pflegte, konnte nicht ergründet werden. Vieles wird wohl für immer im Dunkel verborgen bleiben. Damit wäre ein bedeutender Teil des Lebensbildes von Paul Salveter aufgearbeitet. Nachzugehen ist aber noch den anfangs gestellten zwei Fragen; was ist mit der umfangreichen Vogelsammlung von ca. 450 Exponaten im Döbelner Wappenhenschmuseum geworden? Und, wie ist Paul Salveter an die überdurchschnittlich hohe Zahl der von ihm präparierten Tiere, die ja zu einem nicht geringen Teil aus aller Welt stammen, gekommen? Über die „Vogelsammlung“ im Wappenhenschstift, dem Döbelner Stadtmuseum, wird von Augenarzt Dr. Martin Handmann und Studienrat Dr. Reinhold Herrmann 1924 im Döbelner Erzähler in drei Fortsetzungen berichtet. Demnach war sie  seit 1924 hier präsent.  Im vom Deutschen Architektur- und Industrieverlag (DARI) 1925 in Berlin – Hallensee herausgegebenen Veröffentlichung „Döbeln“ aus der Reihe Deutschlands Städtebau schreibt Stadtamtmann Lorenz in einem Beitrag zum 25jhrigen Bestehens des Stadtmuseums Dbeln, am 3. Dezember 1924, dass u.a. eine Vogelausstellung bis Ende April zu sehen ist. Handelte es sich um die Salvetersche Vogelsammlung? Demnach wäre diese nur ein Jahr im Museum gewesen. Was ist mit ihr danach geworden? Wenn die 450 ausgestopften Vögel nicht wieder nach Waldheim zurückgegangen sind, können sie nur eingelagert worden sein. Aus dem unveröffentlichten Nachlass, dem Manuskript einer neuen Chronik für die Stadt Döbeln von Emil Reinhold, der seit dem 1. Oktober 1931 Leiter des Stadtmuseums war, geht folgendes hervor. Anlässlich der „Neuordnung des Stadtmuseums“ zum 3. Heimatfest, Pfingsten 1935, beschreiben in der Schrift „Das Heimatmuseum“ Dr. Friedrich Schulze und Dr. Albert Schröder im Mai 1935 auf Seite 21 die Ausstellung, die Ausstellungsräume und alle Ausstellungsstücke. Eine Vogelausstellung wird dort nicht erwähnt. Auch vom sonst in der Tagespresse recht schreibfreudigen neuen Leiter des Stadtmuseums, Herrn Emil Reinhold, finden sich keine Informationen zum Verbleib der Tierpräparate. Das würde dann auch mit der Aussage des Döbelner Heimatfreundes Herrn Manfred Neubauer, dem Bruder des späteren Leiters der AG Döbelner Heimatfreunde, Herr Wolfgang Neubauer übereinstimmen. Dieser hatte als 11jähriger gemeinsam mit Dr. Herrmann, der ein Freund der Familie Neubauer war und seit dem 28.12.1948 anstelle von Emil Reinhold als neuer Leiter des Museum arbeitete, im Jahre 1949 mit geholfen, das Döbelner Stadtmuseum auszuräumen. Es musste für die Rote Armee frei gemacht werden, die vom Döbelner Rathaus in das Gebäude des Wappenhenschstiftes, dem damaligen Ort des Museums, umzog. Nach dessen Aussagen sind u.a. viele alte verdorbene und nicht mehr brauch- und verwendbare Objekte aus Lager- und Kellerräumen als Müll entsorgt worden. Auch Vogel- und andere Tierpräparate sind dabei gewesen. Ob auch Teile der Salveterschen Vogelsammlung dabei waren, konnte er aber nicht sagen. Es ist aber ganz normal, dass Tierpräparate, wenn sie nicht ordnungsgemäß gelagert und gepflegt werden, im laufe der Zeit, durch verschiedene einwirkende Umstände, verderben. Es ist daher leicht nachvollziehbar, dass damit ein großer Teil dieser Ausstellungsstücke nach über 25 Jahren in einen nicht mehr verwertbaren Zustand geraten waren. Museale Gegenstände für welche kein Interesse bestand, blieben eben unbeachtet. Eine Entsorgung war demnach eine folgerichtige Entscheidung. Das einige noch gut erhaltenen Teile verpackt, eingelagert, dann an Schulen und Museen aber auch in Privatbesitz wechselten, davon kann mit großer Sicherheit ausgegangen werden. Das solche Vorgänge in den Wirren der Nachkriegsjahre von der Öffentlichkeit uninteressiert und für kaum jemanden erkennbar abliefen, ist verständlich. Die vier in Leipzig gefundenen ausgestopften Vögel lassen deshalb den Schluss zu, dass auch einige Präparate, wie im Text beschrieben, korrekt ausgelagert und auch in Privathand geraten sind. Nur wohin, dies wird ein Geheimnis bleiben. Nach fast 100 Jahren kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass es ein Glücksfall wäre, Tierpräparate von Paul Salveter noch aufzufinden. Möglicherweise gibt es da und dort noch ein nicht erkanntes Einzelstück! Dies zu finden wäre ein Glücksfall. Die Zeit hat mit Sicherheit dem Bestehen des größten Teiles, der für die damalige Zeit äußerst wertvollen Salveterschen Vogelsammlung, ein Ende gesetzt.

    Woher aber  hatte Paul Salveter die vielen Tiere, vor allen Dingen Vögel, zum präparieren? Ein Teil stammte ja aus alle Welt, beispielsweise Afrika, Asien und Südamerika. Wie ist er an sie heran gekommen? Das er einige komplett bekam und sie selbst aufarbeitete geht aus dem geführten Schriftverkehr hervor. Die große Zahl aber, verbunden mit den damaligen langen zeitaufwendigen Transportwegen aus entfernten Kontinenten, lässt die Frage aufkommen; hat auch Paul Salveter, wie andere seiner Zunft, Vogelbälge, vor allem die nicht heimischen Arten, zum präparieren dazu gekauft? Bekannt ist, dass in den 1920 Jahren die Vogelbestimmung mit dem Gewehr und durch Fang gemacht wurde. Nicht wie heute mit Fernglas und Spektiv. Es gab in der ganzen Welt viele Leute, vor allem in Zugvogelgebieten, in Europa besonders entlang der Nordseeküste, von denen Vögel geschossen und gefangen wurden. Sie wurden ausgenommen und als Bälge, das sind die getrockneten leeren Federhüllen, also die Rohhaut der Vögel, aufgearbeitet in den Handel gebracht. Sie gelangten in großen Mengen in alle Länder der Welt an Präparatoren, Vogelforscher, Wissenschaftler und Liebhaber von Vogelsammlungen. Es war ein Gewerbe mit dem man zusätzlich Geld verdienen konnte. Im Nachlass vom Döbelner Augenarzt Dr. Martin Handmann, welcher sich auch sehr angagiert auf verschiedenen Gebieten ornithologisch betätigte, geht aus seinem Briefwechsel aus dieser Zeit, mit Wissenschaftlern von der Vogelwarte Rossitten am Kurischen Haff an der Ostsee hervor, dass den dortigen Vogelforschern in großer Zahl Vogelbälge von einheimischen Vogelfän-

Baumfalke - präpariert von Paul Salveter

von Paul Salveter präparierter Baumfalke

gern zum Kauf angeboten wurden. Ob Paul Salveter Bälge auch käuflich erworben und danach präpariert oder nur geschossene bzw. gefangene Vögel bezogen hat, geht aus keinen Unterlagen hervor. Informationen über namentliche Verbindungs-und Gewährsleute finden sich in keinen Unterlagen. Die Wahrscheinlichkeit für den Bezug von Vogelbälgen spricht aber dafür. Wie sonst konnte er Vögel und andere Tiere aus aller Welt unbeschädigt nach langen Transportwegen und -zeiten in gutem Zustand bekommen haben.


Döbeln, Waldheim im Oktober 2009

Siegfried Reimer